The Rolling Stones | de

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The Rolling Stones sind eine englische Rockband. Sie wurden 1962 von Brian Jones, Mick Jagger und Keith Richards als Rhythm-and-Blues-Band gegründet. Im Laufe der folgenden zehn Jahre wurden die Rolling Stones zu einer der erfolgreichsten Rockgruppen der Welt. In den sechziger und siebziger Jahren etablierten sie sich durch ihren exzessiven Lebensstil als „bad boys“ der Musikszene. Die Band geht heute noch auf Welttourneen und veröffentlicht Alben. Heute zählen sie zu den „dienstältesten“ Rockbands.

1961–1967

Die Geschichte der Rolling Stones begann Ende Oktober 1961 auf dem Bahnsteig in Dartford, Grafschaft Kent. Mick Jagger war auf dem Weg zur London School of Economics und wartete auf den Zug nach London. Keith Richards wollte ebenfalls nach London, zum Sidcup Art College. Die beiden kannten sich aus früheren Schuljahren. Jagger trug Schallplatten von Chuck Berry und Muddy Waters unter dem Arm und sie stellten fest, dass sie die Begeisterung für diese Künstler teilten und verabredeten sich, um Musik zu hören und Rock ’n’ Roll und Blues zu spielen.

Mit ihrer ersten gemeinsamen Band übten sie in den Hinterzimmern der elterlichen Wohnungen und nannten sich „Little Boy Blue and the Blue Boys“ (einer der Blue Boys war Dick Taylor (später bei The Pretty Things)).

Im März 1962 besuchten Mick Jagger und Keith Richards erstmals einen Jazz-Club in Ealing (Broadway Station/London), in dem der Bluesmusiker Alexis Korner mit seiner Band Blues Incorporated auftrat. Am 7. April 1962 jammten sie auf der Bühne des Jazz-Clubs in Ealing mit Alexis Korner. Über Korner lernten sie den aus Cheltenham stammenden Gitarristen Brian Jones kennen.

Brian Jones war ein sehr talentierter Gitarrist. Er nannte sich damals Elmo Lewis. Als Gitarrist überzeugte er besonders durch seine Bottleneck-Technik. Im Juni 1962 bemühte er sich intensiv darum, zusammen mit dem Pianisten Ian Stewart, eine eigene Band zu gründen. Er sprach mit Mick Jagger, der Interesse bekundete, in die Band einzusteigen, sofern seine Dartford-Kumpels Keith Richards und Dick Taylor auch dabei wären. Dagegen gab es keine Einwände, so dass sie sich daran machten, ein Repertoire von R&B-Songs einzuüben.

Alexis Korner's Blues Incorporated spielten inzwischen zweimal wöchentlich (Donnerstag und Samstag) im Londoner Marquee Club. Aufgrund eines Aufnahmetermins bei der BBC mussten sie einen für Donnerstag, den 12. Juli 1962 vereinbarten Auftritt im Marquee Club absagen. Als Ersatz vermittelte Alexis Korner die Band um Brian Jones.

In der Besetzung Mick Jagger (Gesang), Keith Richards (Gitarre), Brian Jones (Gitarre), Dick Taylor (Bass), Ian Stewart (Klavier) und Tony Chapman (Schlagzeug) hatten die Rollin' Stones am 12. Juli 1962 im Marquee Club in London ihren ersten Auftritt. Brian Jones hatte sich beim Namen Rollin' Stones durch den Muddy-Waters-Blues 'Mannish Boy' (1956) und der dortigen Zeile „I'm a rollin' stone“ inspirieren lassen.

Am 7. Dezember 1962 wurde Dick Taylor durch den Bassisten Bill Wyman ersetzt. Der inzwischen das Schlagzeug bedienende Mick Avory schied ebenfalls aus. Im Januar 1963 nahm Charlie Watts, den Jones, Jagger und Richards bereits als Mitglied von Alexis Korners Blues Incorporated kannten, die Stelle des Schlagzeugers bei den Rolling Stones ein. Den ersten Auftritt in der später Weltruhm erreichenden Formation hatten die Stones am 14. Januar 1963 im Flamingo Jazz Club in Soho. Inzwischen nannten sie sich The Rolling Stones.

Der erste Manager der Stones, Giorgio Gomelsky ließ die Gruppe in seinem Crawdaddy Club auftreten, der für die nächsten acht Monate zu deren Basis wurde. Ein redegewandter junger Mann, der nebenbei der ehemalige Pressesprecher der Beatles war, Andrew Loog Oldham, verschaffte der Band einen Schallplattenvertrag bei Decca Records und wurde ihr neuer Manager. Noch vor der Veröffentlichung der ersten Single Come On (7. Juni 1963/# 21 UK), einer Komposition von Chuck Berry, sorgte der Manager dafür, dass Ian Stewart nicht länger Mitglied der Band blieb. Oldham war der Meinung, „dass sechs Bandmitglieder einfach zu viel seien und Stewart sowieso nicht hip genug aussähe“. Als Pianist und Roadie blieb Ian Stewart den Stones aber bis zu seinem Tod (1985) erhalten. Andrew Loog Oldham wollte die Stones als „böse“ Version der Beatles aufbauen und stilisierte sie anfangs als „Droogs“, jugendliche Kriminelle aus Anthony Burgess' Roman A Clockwork Orange.

Nach einem Treffen mit John Lennon und Paul McCartney, die zu einem Stones-Auftritt im Crawdaddy Club in Richmond kamen, überließen diese den Stones ihre Komposition I Wanna Be Your Man. Dieses Stück (mit rasantem Bottleneck-Gitarrensolo von Brian Jones) erschien am 1. November 1963 als zweite Single der Rolling Stones (# 12 UK).

Am 17. Januar 1964 wurde die EP The Rolling Stones veröffentlicht. Die Schallplatte mit den Stücken Bye Bye Johnny, Money (That’s What I Want), You Better Move on und Poison Ivy erreichte Platz 15 der UK-Charts.

Not Fade Away, eine Komposition von Norman Petty und Buddy Holly, die an Bo Diddley erinnerte, war die nächste Single. Sie wurde am 21. Februar 1964 in Großbritannien herausgebracht und erreichte den dritten Platz der Charts. Not Fade Away war auch die erste Veröffentlichung (9. März 1964) der Stones in den USA.

Die erste Langspielplatte The Rolling Stones wurde am 26. April 1964 herausgegeben und belegte elf Wochen lang den ersten Platz der UK-Charts. In den USA erschien die LP unter dem Titel England’s Newest Hitmakers am 10. Mai 1964 und kam immerhin auf Platz 11 der Charts.

Vom 6. bis 20. Juni 1964 absolvierten die Stones ihre erste USA-Tournee und nahmen auch erstmals Songs in den Chess-Studios in Chicago auf. Zum Tourneestart wurde in den USA die Eigenkomposition Tell Me als Single veröffentlicht - unter dem Komponisten-Pseudonym Nanker/Phelge.

Mit der am 26. Juni 1964 veröffentlichten Single It’s All Over Now hatten die Stones ihren ersten Nummer-Eins-Hit in Großbritannien. Eine weitere EP erschien am 14. August 1964 unter dem Titel Five by Five mit folgenden Stücken: If You Need Me, Empty Heart, Confessin the Blues, 2120 South Michigan Avenue und Around and Around. In Großbritannien gab es für diese EP 200.000 Vorbestellungen.

Zu Beginn ihrer Karriere konzentrierten Mick Jagger und Keith Richards ihre musikalische Tätigkeit hauptsächlich auf Bühnen-Auftritte – um ihren Bekanntheitsgrad zu steigern – und weniger darauf, eigene Stücke zu komponieren. So bedienten sich die Rolling Stones vornehmlich aus dem Repertoire US-amerikanischer Bluesmusiker, wie z. B. Muddy Waters, Howlin' Wolf, Willie Dixon, Robert Johnson, John Lee Hooker und Chuck Berry.

Aus Vermarktungsgründen wurden Jagger und Richards von Oldham angehalten, vermehrt eigene Songs zu verfassen. Anfangs komponierten Jagger und Richards fast ausschließlich Balladen, wie As Tears Go By, das, von Marianne Faithfull gesungen, Mitte 1964 zu einem Top-Ten-Hit in Großbritannien wurde. Dieses Stück wurde 1965 unter dem Titel Con le mie lacrime von den Stones auch auf italienisch eingespielt und in Italien veröffentlicht.

Die nächste Nummer-Zwei-Single, das Bluesstück Little Red Rooster (veröffentlicht in GB am 13. November 1964), war eine Coverversion und stammte im Original von Willie Dixon. Es ist geprägt durch das subtile Spiel von Brian Jones auf der Slide-Gitarre und Mick Jaggers Mundharmonika.

Ihre erste selbstverfasste Nr. 1 in England wurde die am 26. Februar 1965 veröffentlichte Single The Last Time, die sich allerdings nahe an den Gospel This May Be the Last Time anlehnt, der zuerst 1954 von The Staple Singers aufgenommen wurde und später (1957) ein großer Hit der Blind Boys of Alabama war. Es folgte (I Can’t Get No) Satisfaction (27. Mai 1965). Damit schafften die Stones den weltweiten Durchbruch (#1 in Großbritannien und den USA). Im gleichen Jahr erreichte mit Get Off Of My Cloud (22. Oktober 1965) ein weiteres Stück den ersten Platz in den britischen und US-Charts.

Am 11. September 1965 starteten die Rolling Stones ihre erste Österreich, Deutschland-Tournee. Sie gastierten in Münster (11. September 1965, Halle Münsterland), Essen (12. September 1965, Gruga-Halle), Hamburg (13. September 1965, Ernst-Merck-Halle), München (14. September 1965, Circus Krone), Berlin (15. September 1965, Waldbühne) und Wien (17. September 1965, Wiener Stadthalle).

Galten die Rolling Stones gegenüber den Beatles vornehmlich als bessere Liveband (und umgekehrt als die schlechtere Studio-Band), so wurde ihnen inzwischen auch im Songwriting eine ähnliche Qualität wie den Liverpoolern attestiert. Das Album Aftermath aus dem Jahre 1966 enthielt ausschließlich eigene Kompositionen. Es wurde allerseits gelobt und wird, neben Revolver von den Beatles, Pet Sounds von den Beach Boys und Blonde on Blonde von Bob Dylan, als eines der großen Alben des Jahres gewertet.

Die Singles des Jahres 1966 waren 19th Nervous Breakdown (veröffentlicht am 4. Februar 1966, Nr. 2 UK-/US-Charts), Paint It Black (veröffentlicht am 7. Mai 1966, Nr. 1 UK-/US-Charts) und Have You Seen Your Mother, Baby, Standing in the Shadow? (veröffentlicht am 23. September 1966, # 5 UK, # 9 US).

Die Rolling Stones waren seit 1963 durchgehend auf Konzertreisen, verbrachten nebenher viele Tage und noch viel mehr Nächte in Tonstudios und waren Ende des Jahres 1966 ziemlich ausgebrannt; insbesondere dem gesundheitlich angeschlagenen Brian Jones fiel es schwer, den Weg in dem vorgelegten Tempo mitzugehen.

Am 13. Januar 1967 wurde Let’s Spend the Night Together (# 3 UK), mit der gleichwertigen Rückseite Ruby Tuesday (# 1 USA), herausgebracht. Das am 22. Januar 1967 veröffentliche Album Between the Buttons erreichte in Großbritannien Platz 3 und in den USA Platz 2 der Charts. Die europäische Fassung enthielt die beiden Stücke nicht (sondern statt dessen Backstreet Girl und Please Go Home). Als die Stones 1967 einen Auftritt in der „Ed Sullivan Show“ hatten, mussten sie den Text der Single in „Let’s spend some time together“ ändern, aus Rücksichtnahme auf die Prüderie der US-Amerikaner.

Ernsthaftere Probleme sollte es im Laufe des Jahres noch geben. In Keith Richards’ Landhaus Redlands in Sussex fand am Wochenende 11./.12.1967 eine Party statt, an der u. a. der Fotograf Michael Cooper, der Kunsthändler Robert Fraser, George Harrison und Pattie Boyd sowie Mick Jagger und Marianne Faithfull teilnahmen. Nachdem George Harrison und Pattie Boyd die Party verlassen hatten, fand eine Razzia statt (Keith Richards ist nach wie vor der Meinung, dass die Polizei mit dem Eingriff wartete, bis George Harrison mit seiner Frau Pattie Redlands verlassen hatte). Bei Jagger fand man nur relativ harmlose, in England jedoch verbotene Amphetamine, welche ein Arzt während eines Aufenthaltes in Italien seiner Freundin Marianne Faithfull verschrieben hatte. Richards wurde angeklagt wegen Duldung des Konsums von Rauschmitteln in seinem Haus. Beiden drohten mehrjährige Haftstrafen. Aufgrund eines vom Chefredakteur der Times verfassten Zeitungsartikels („Who breaks a butterfly on a wheel?“) schlug die Meinung um, so dass lediglich Geldstrafen ausgesprochen wurden. Mick Jagger verbrachte zu Beginn der Ermittlungen eine Nacht im Gefängnis und soll dort das Stück 2000 Light Years from Home geschrieben haben. Die Rockband The Who zeigte sich solidarisch, indem sie die Stones-Songs The Last Time und Under My Thumb aufnahm und als Singles veröffentlichte. Im Mai 1967 wurde Brian Jones verhaftet; bei ihm fand die Polizei Tabletten, Marihuana und Kokain-Spuren. Mit der Auflage, sich in professionelle Hilfe zu begeben, wurde er gegen eine Kaution freigelassen.

Zwischen den Verhaftungen und Gerichtsverhandlungen gingen die Stones auf eine weitere Europa-Tournee (25. März bis 17. April 1967), in deren Verlauf sie zum zweiten Mal in Deutschland auftraten: am 29. März 1967 in Bremen (Stadthalle), am 30. März 1967 in Köln (Sporthalle), am 31. März 1967 in Dortmund (Westfalenhalle) und am 1. April 1967 in Hamburg (Ernst-Merck-Halle).

Stücke, die auf den USA-Veröffentlichungen von Aftermath und Between the Buttons nicht enthalten waren, drei neue Lieder (My Girl, Ride on Baby und Sittin’ on a Fence) sowie einige Singles befanden sich auf dem Album Flowers, das am 15. Juli 1967 herausgegeben wurde (# 3 US-Charts).

Am 20. August 1967 veröffentlichten die Stones We Love You (# 8 UK, # 14 US). Der Song beginnt mit Schritten und dem Zuknallen einer Zellentür sowie einem fulminanten Piano-Intro von Nicky Hopkins. John Lennon und Paul McCartney sind im Backgroundchor dabei. Offiziell wurde verkündet, dass es sich bei dem Song um einen Dank der Stones an ihre Fans handelte. Wahrscheinlich verhöhnten sie mit We Love You jedoch wohl eher die einschlägige Boulevardpresse, welche sich an den Razzien und Verhaftungen ergötzte (und angeblich auch gezielte Informationen an die Polizei weiterleitete).

Als musikalische Antwort auf das bahnbrechende Album Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band der Beatles und dem Zeitgeist folgend, nahmen die Stones ein psychedelisch geprägtes Album auf: Their Satanic Majesties Request (8. Dezember 1967, # 3 UK, # 2 US) liegt kompositorisch und sound-experimentell ein vielschichtiges Musikkonzept zugrunde und weist mit 2000 Light Years From Home und She’s a Rainbow zwei atypische Stones-Klassiker auf.

1968–1972

Eine neue Single erschien am 24. Mai 1968: Jumpin’ Jack Flash mit den Keith-Richards-typischen Gitarrenriffs und die auch von ihm gespielten druckvollen Bassläufe (Wyman spielte Orgel), Watts’ knochentrockenen Drums und Mick Jaggers Stimme mit snobistischen Cockney-Akzent wurde ein weiterer Nummer-Eins-Hit für die Stones. Ende 1968 wurde Beggars Banquet veröffentlicht. Die LP enthält klassischen Country Blues, Rhythm and Blues und Rock. Es ist das erste von vier in Folge erschienenen Studioalben, die als die besten der Rolling Stones gelten und somit die Jahre von 1968 bis 1972 als die fruchtbarste Zeit der Band dokumentierten.

Am 11. Dezember 1968 fand in London der „Rolling Stones-Rock and Roll-Circus“ statt. Es handelte sich dabei um eine Show, die für das Fernsehen aufgezeichnet wurde. Zum R&R-Circus luden die Stones u. a. John Lennon, The Who, Jethro Tull und Taj Mahal ein. Die Aufzeichnung (mit Feuerschlucker und Artisten) wurde nicht im Fernsehen gezeigt, da die Stones angeblich der Meinung waren, dass ihr Auftritt gegenüber der Show von The Who deutlich schwächer ausfiel. 1995 wurde der „Rolling Stones-Rock and Roll-Circus“ als Video (und auch als CD), später als DVD, veröffentlicht.

Aufgrund der persönlichen Probleme von Jagger, Richards und insbesondere Brian Jones, der infolge seines starken Drogenkonsums schon länger körperlich in keiner guten Verfassung war, hatten die Stones bereits seit mehr als zwei Jahren kein Konzert mehr gegeben. Der vorbestrafte Jones verließ die Band am 8. Juni 1969 auf Drängen von Jagger und Richards. Er plante eine neue progressive Blues-Band zu gründen, doch dazu kam es nicht mehr. Am 3. Juli 1969 ertrank er unter bis heute ungeklärten Umständen bei einer Party in seinem Pool (In dem inhaltlich umstrittenen Spielfilm „Stoned“ von Stephen Woolley aus dem Jahr 2005 wird behauptet, dass der Bauunternehmer Frank Thorogood auf seinem Sterbebett 1993 zugab, Brian Jones ertränkt zu haben). Das zwei Tage später zur Einführung des neuen Gitarristen Mick Taylor – er kam von John Mayalls Bluesbreakers – geplante Free Concert im Londoner Hyde Park wurde zur Gedenkveranstaltung für Brian Jones. Vor etwa 250.000 Menschen trug Jagger im Gedenken an Brian Jones ein Gedicht von Shelley vor, ließ hunderte von Schmetterlingen in die Nachmittagssonne aufsteigen und sang zum ersten Mal live den neuen Nummer-Eins-Hit der Stones: Honky Tonk Women.

Im November 1969 wurde Let It Bleed veröffentlicht; das Nachfolgealbum für Beggars Banquet. Im selben Monat begann nach zweieinhalbjährigen Bühnenabstinenz eine erfolgreiche US-Tournee. Get Yer Ya-Ya’s Out beinhaltet Live-Aufnahmen dieser Tournee aus New York und gilt als eines der besten Live-Alben der Rockmusik. Die positiven Eindrücke dieser Tournee wurden durch die Ereignisse im nordkalifornischen Altamont, vom 6. Dezember 1969 getrübt. Bei diesem kurzfristig umorganisierten Free Concert, zu dem etwa 300.000 Menschen kamen und an dem Jefferson Airplane, Santana, Crosby, Stills, Nash & Young und die Flying Burrito Brothers teilnahmen, starben vier Menschen. Der 18-jährige Meredith Hunter wurde durch einen der als Ordner angeheuerten Hells Angels direkt vor der Bühne, angeblich in Notwehr, erstochen. Er hatte mit einer Pistole in Richtung der Bühne gezielt. Dieser Vorfall markiert im Rückblick das Ende der überwiegend friedvollen Love and Peace Generation. Ein Film über die US-Tournee wurde durch Albert und David Maysles gedreht und kam unter dem Titel Gimme Shelter in die Kinos.

Anfang der 1970er begannen die Stones, sich ihrer alten Wurzeln zu entledigen, denn der Plattenvertrag mit Decca Records lief aus. Außerdem trennte man sich von Manager Allen Klein (die Rechtsstreitigkeiten zogen sich über viele Jahre hin). Tatsächlich waren die Stones in dieser Zeit fast pleite, da die Rechte an allen bis dahin veröffentlichten Stücken bis heute bei Decca liegen. Aufgrund der hohen Steuerbelastungen in England verlegten die Stones ihre Wohnsitze nach Südfrankreich und gründeten ihr eigenes Plattenlabel: Rolling Stones Records – mit der inzwischen weltbekannten roten Zunge als Markenzeichen, die entgegen landläufiger Meinung nicht von Andy Warhol, sondern von John Pasche entworfen wurde. Die Stones-Zunge wurde zum ersten Mal 1971 auf der Innenhülle des Albums Sticky Fingers veröffentlicht. Durch das eigene Plattenlabel wurde eine größere Unabhängigkeit von den großen Plattenfirmen erreicht, und die Rechte aller folgenden Veröffentlichungen lagen bei der Band selbst, wodurch sich die finanzielle Lage der fünf Musiker, vor allem aber der zwei Songschreiber Jagger und Richards, schnell verbesserte.

Obwohl Mick Jagger immer weniger Zeit mit seinen Bandkollegen verbrachte, da er nach und nach zum Mitglied des internationalen Jetset wurde, lief es musikalisch weiter glänzend: Im April 1971 wurde das von den Kritikern hochgelobte Album Sticky Fingers veröffentlicht. Für neue Impulse sorgte der mittlerweile fest in die Band integrierte Mick Taylor, der im Rückblick als der handwerklich beste aller Stones-Gitarristen gilt, was er z. B. in den Songs Sway, Can’t You Hear Me Knocking und Moonlight Mile unter Beweis stellte.

Im Keller der von Keith Richards gemieteten Villa Nellcôte im südfranzösischen Villefranche-sur-Mer entstand der nächste Klassiker: Exile on Main Street. Ein Doppelalbum, das anfänglich von der Kritik aufgrund des rauen und unfertig wirkenden Sounds sehr skeptisch aufgenommen wurde. Inzwischen wird Exile gerade auch aufgrund des Sounds geschätzt und gehört zu den künstlerischen Höhepunkten der Stones. Das Album erscheint stets auf vorderen Plätzen, wenn es um die Wahl der besten Alben aller Zeiten geht.

1973–1983

Die Tourneen der Jahre 1972 (USA) und 1973 (Europa) knüpften an den Erfolg des Doppelalbums an und zeigten die Stärken der Stones. Sie spielten in den USA 1972 zwar bei fast jedem Konzert dieselben Songs, dafür glänzte Mick Taylor mit seinen Gitarrensoli in Love in Vain und Midnight Rambler. Auf der US-Tournee 1972 wurde in Fort Worth und in Houston der Konzert-Film Ladies and Gentlemen, the Rolling Stones gedreht. Ein inoffizieller Film, Cocksucker Blues, wurde nicht veröffentlicht, da er das Tourneeleben ungeschminkt mit Sex- und Drogenszenen zeigt und deshalb für ein breites Publikum als ungeeignet erschien.

Am 18. Januar 1973 gaben die Stones im Inglewood Forum / Los Angeles ein Benifizkonzert für die Opfer des Erdbebens (1972) in Nicaragua

Die Europa-Tournee 1973 gilt als Höhepunkt der Rolling-Stones-Konzertkarriere. Ein in Brüssel am 17. Oktober aufgenommenes Live-Album erschien nie, aufgrund einer Klausel wonach die Band Songs aus der Decca-Era frühestens sieben...

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