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Der Swing gilt als die wohl populärste Stilrichtung des Jazz, die gegen Ende der 1920er Jahre entstand und zwischen 1935 und 1940 ihren Höhepunkt fand. Sie wurde ursprünglich von Afroamerikanern entwickelt, jedoch bald von den "weißen" Amerikanern kopiert, kommerziell vermarktet, und zuletzt auch dominiert. Die Ära des Swing ist untrennbar mit der Entstehung der für den Swing typischen Musikerformation, der Big Band, verbunden. Die Big Band geht in ihrer Besetzung auf die klassische, siebenköpfige New-Orleans-Jazzband zurück, wobei die drei Blasinstrumente der Band (Posaune, Klarinette und Trompete bzw. Kornett) nun mehrfach besetzt wurden. Weitere Einflüsse auf die Big Band hatten auch die ganz besonders im endenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert in den Südstaaten der USA beliebten Brassbands. Als Gründer der "Urbigband" jedoch wird im Allgemeinen der New Yorker Pianist und Arrangeur Fletcher Henderson gesehen, der als erster die Mehrfachbesetzung im Bereich der Bläser ausprobierte, wobei seine "Bigband" über eine Posaune, zwei Trompeten, ein Alt- und ein Tenorsaxophon, eine Klarinette sowie die Rhythmusgruppe verfügte. Die klassische Besetzung der Bigband (s. u.) setzte sich erst ab 1930 durch.

Die Big Band als Musikerformation hatte ihren Durchbruch Ende der 1920er Jahre. Für den nahezu kometenhaften Aufstieg lässt sich eine einfache Erklärung aus den Bedingtheiten der Zeit finden: Nach der Weltwirtschaftskrise vom Oktober 1929 waren viele kleinere Ensembles zur Auflösung gezwungen. Die nun arbeitslosen Musiker fassten sich zur "wirtschaftlicheren" Big Band zusammen, um überhaupt wieder ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Dies war die Geburtsstunde der Bigband.

Abseits der Zentren der Musik- und Schallplattenindustrie waren für die Verbreitung und Popularität des Swing in den ganzen USA die sogenannten Territory Bands verantwortlich. Sie hatten meist eine mittelgroße Stadt als Stützpunkt, um die sie in One Nighters, also Auftritten für nur einen Abend, das „Territorium“ im Umkreis bespielten, wobei zwischen diesen einzelnen Auftritten mehrere hundert Meilen liegen konnten. Diese Bands hatten noch die Gelegenheit für regionale und manchmal für überregionale Radiosender zu spielen. Dieser Teil der Entwicklung des Swing ist auf Platten kaum festgehalten, da diese Bands oft keine Möglichkeit bekamen Schallplatten aufzunehmen. Lediglich in Kansas City bildete sich wegen der guten Arbeitsmöglichkeiten ein Zentrum, an dem der Beitrag der Territory Bands zum Swing aufgenommen wurde und sich national und international bemerkbar gemacht hat.

Die wichtigste Spielweise aber, die der Stilrichtung Swing Mitte der 1930er Jahre auch ihren Namen verlieh, ist eine Swing genannte, rhythmisch-dynamische Bewegungsform des Jazz, die durch den Gegensatz von gefühltem Puls (die Grundschläge in jeder Taktart) und kleinsten rhythmischen Abweichungen der Einsätze der Instrumente zustande kommt. Im durchgängigen sog. Offbeat-Spiel ganzer Melodiepassagen erhält das swing-Phänomen eine besondere Dominanz. Zur Verdeutlichung mag das folgende Beispiel dienen: Das klassische, auch häufig vom Schlagzeuger markierte rhythmische Swingschema ist eine Viertelnote gefolgt von zwei (formalen) Achtelnoten, worauf wieder eine Viertel folgt und so weiter. Würde die Band beide Achtel straight, also tatsächlich halb so lang wie die Viertel spielen (wie es ja auch meist notiert ist), wäre das kein Swing. Tatsächlich wird der erste Achtel etwas länger als der zweite gespielt, was wiederum auch vom Tempo abhängt, und so ein federndes, tragendes Rhythmusgefühl erzeugt. Metrisch sind diese swing-eights dann identisch mit einer Achteltriole, weswegen man das Phänomen des Swing auch als "Triolen-Feeling" bezeichnet.

Die musikalische Ausarbeitung dieses Sachverhalts sowie die Offbeat-Akzentuierung, also die minimale Verschiebung von Melodieakzenten gegenüber dem Grundschlag, obliegt in erster Linie dem Schlagzeuger meist auf seiner Snaredrum. Gleichzeitig markiert er beim Bigband-Swing den Puls, also den Grundschlag, auf seiner Basstrommel. Die oben beschriebene Rhythmusfigur der Viertelnote mit den folgenden zwei Achtel wird meist auf dem Ridebecken als Ostinato mehr oder weniger kontinuierlich durchgespielt. Vom rhythmischen Standpunkt aus betrachtet ist der Bass das wichtigste Instrument der Band. Ihm obliegt als Timekeeper die Vorgabe des Tempos und die Schaffung eines soliden, meist durch Viertelnoten auf den Grundschlägen charakterisierten Grundrhythmus, auf dessen Basis der Rest der Band aufsetzen kann.

Die swingende Spielweise, zuvor nur zur Hervorhebung bestimmter melodischer Passagen genutzt, wurde nun also zum Stilkriterium gemacht.

Verbreitet ist im Swing auch das "Call and Response" genannte Verfahren: Ein Instrument spielt und ein anderes antwortet darauf. .