Manic Street Preachers | de

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Die Manic Street Preachers sind eine britische Rock-Band aus Wales.

Die Band hatte ein Nummer-Eins-Album in den UK Top 40, zwei weitere Alben erreichten den zweiten Platz und zwei Singles kamen auf Spitzenposition. Bei den Brit Awards 1996 und 1999 gewannen sie die beiden Preise Beste Band und Bestes Album. Die Band spielt melodischen Rock, anfangs noch von Punk und Glam Rock geprägt, im Laufe der Zeit wurde ihr Sound poppiger und souliger.

Die Band pflegt ein offensives und vom Sozialismus beeinflusstes Image, das sich in Liedtexten und in ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit zeigt. So widmeten sie Arthur Scargill, dem Gewerkschaftsvorsitzenden der britischen National Union of Mineworkers, einen Preis; sie waren auch die erste westliche Band, die nach der kubanischen Revolution von 1959 ein Konzert auf Kuba gab.

Bandmitglieder
Die Mitglieder der Manic Street Preachers lernten sich in der Oakwood Comprehensive School in Blackwood, Wales, kennen. Sie stammen aus einer Gegend, die eine Hochburg des britischen Bergbaus und der britischen Gewerkschaftsbewegung war, und erlebten in ihrer Jugend den Kampf zwischen Margaret Thatcher und den Gewerkschaften. Dieser endete mit einer Niederlage der Gewerkschaften, die damit einen großen Teil ihres politischen und ökonomischen Einflusses in Großbritannien verloren. Die Herkunft aus einer klassischen Arbeitergegend und aus Wales prägt die Band bis heute.

Der Bassist der Band Nicky Wire sagte in einem Interview des Vox-Magazins über ihre Heimat Blackwood: Falls man ein Museum baute, um Blackwood darzustellen, wäre alles, was man dort ausstellen könnte, Scheiße. Wir haben uns oft bei diesem See namens Pen-y-Fan getroffen. Er wurde gebaut, als sie die Minen schlossen, aber das Wasser wurde grün und schleimig. Sie haben 2000 Fische im See ausgesetzt, aber die starben. Es gibt einen Wirbel in der Mitte des Sees, in dem jedes Jahr ein bis zwei Menschen sterben.

James Dean Bradfield (* 21. Februar 1969 in Newport, Monmouthshire) bestimmt maßgeblich die musikalische Richtung der Band. Er ist Sänger und Gitarrist, zusammen mit seinem Cousin Sean Moore komponiert er die Musik für die Manics. Zu Anfang der Karriere versuchte er sich auch im Texten, kam aber schnell zur Überzeugung, dass Nicky Wire der wesentlich talentiertere Texter war. Einzig zum Song Ocean Spray vom Album Know Your Enemy schrieb er den Text. Neben der Arbeit mit den Manic Street Preachers sang er Duette mit Tom Jones (Reload-Album) und Kylie Minogue (Impossible Princess-Album). 2003 schrieb er die Musik für das Theaterstück The War Is Dead Long Live The War von Nicky Wires Bruder Patrick Jones.

Nicky Wire (bürgerlich Nicholas Allen Jones (* 20. Januar 1969 in Tredegar, South Wales)) ist der Texter, Bassist und gelegentliche Sänger der Band. Der ehemalige Kapitän der walisischen U-16-Nationalmannschaft im Fußball absolvierte an der Oakdale Comprehensive seine A-Levels in Politik und Recht und studierte später an der University of Wales in Swansea bis zum Abschluss in Politikwissenschaft. Nach eigenen Angaben hätte er sich beim diplomatischen Dienst des Vereinigten Königreichs beworben, wäre ihm nicht seine Musikkarriere dazwischengekommen.

Wire pflegt einen Hang zum androgynen Auftreten, im Gegensatz zu Bradfield, der eher an den Typ des männlichen Rock'n'-Rollers erinnert. Berühmt wurde sein Auftritt als Marilyn Monroe im Video zur frühen Single You Love Us. Wire ist mit seiner Jugendliebe Rachel verheiratet; sie leben zusammen mit Tochter, Sohn und Hund in Wattsville, Wales. Obwohl er privat als eher introvertiert und verschlossen gilt, zeichnet er sich für die oft provokanten und offensiven Texte der Band verantwortlich. Der Tottenham Hotspur-Fan spielte einen Gibson Thunderbird, einen Rickenbacker oder einen Fender Jazz Bass. Seit einigen Jahren ist er aber praktisch nur noch mit Bässen der Firma Italia (Modell Maranello) zu sehen. 2006 veröffentlichte er sein erstes Soloalbum, I Killed The Zeitgeist.

Sean Moore (* 30. Juli 1968 in Pontypool, Monmouthshire) ist Schlagzeuger, Komponist und gelegentlicher Trompeter der Band. Der Cousin von James Dean Bradfield spielte in seiner Jugend im South Wales Jazz Orchestra, ist Vegetarier, FC Liverpool-Fan, verheiratet mit Rian und hat eine Tochter.

Richey James (eigentl. Richey James Edwards, * 22. Dezember 1967) ist das seit 1995 vermisste Mitglied der Manics. Er spielte Rhythmusgitarre, schrieb Texte und war für Design und Auftreten der Band verantwortlich. Besonders fasziniert war er von den hungerstreikenden Gefangenen der Irish Republican Army und insbesondere von Bobby Sands, der sich im Gefängnis zu Tode hungerte. James hat eine Schwester namens Rachel. Bis zu seinem Verschwinden war er der unumstrittene Star der Band, der maßgeblich zum öffentlichen Auftreten und Image der Manics beitrug. Zusammen mit Nicky Wire wurden sie bekannt als die 'Glamour Twins'.

Zum näheren Bandumfeld gehören noch Nicky Wires Bruder Patrick Jones, der oft künstlerisch mit der Band oder einzelnen Mitgliedern zusammenarbeitet und einen Teil der Texte für das Album Lifeblood schrieb, wie zum Beispiel "Emily" oder "Fragments", sowie die Brüder Philip († 1993) und Martin Hall, die bis zu Philip Halls Tod die Band managten. Seitdem Philip Hall an Krebs starb, übernimmt Martin Hall diese Aufgabe allein.

Bandgeschichte
„Suicide Alley“ – Die frühen Jahre
Die Geschichte der Gruppe Manic Street Preachers begann im Jahr 1985. Die Vier waren bereits seit ihrer Schulzeit befreundet. Sie stellten fest, dass sie, inmitten des wirtschaftlichen Niedergangs und politischen Kampfes lebend, weder mit dem einerseits herrschenden Quietismus noch mit der andererseits weit verbreiteten Gute-Laune-Mentalität der damaligen Musikszene etwas anfangen konnten. Alle waren große Fans der Bands The Clash und Joy Division und versuchten, diesen Stil aufnehmend und doch in etwas Neues umwandelnd, Karriere zu machen.

1986 begannen die ersten Pläne zu einer Band: James Dean Bradfield (Gitarre), Flicker (Bass), Sean Moore (Schlagzeug) und Nicky Wire (Gitarre) gründeten die Band "Betty Blue". Kurzzeitig war Jenny Watkins-Isnardi Sängerin, stieg aber bald wieder aus, woraufhin Bradfield den Gesang allein übernahm. Nicky Wire textete und wechselte nach Flickers Ausstieg 1988 von der Gitarre zum Bass. Zu dieser Zeit waren die Bandmitglieder hinsichtlich der Zukunft der Band positiv und wenig ambitioniert eingestellt. Dies änderte sich erst zwei Jahre später.

Nach Flickers Ausstieg aus der Band wich das eher lockere und legere Selbstverständnis der Band einem ehrgeizigeren und erfolgsorientierteren Denken, wie es unter den damaligen walisischen Teenagern üblich war. Bereits mit ihrem ersten Demotape fuhren sie direkt nach London und drückten es persönlich John Peel in die Hand - damals allerdings noch erfolglos. Die erste Single Suicide Alley erschien im selben Jahr. Das Cover, das sehr an das erste Album von The Clash erinnerte, wurde von Richey James Edwards gestaltet, ebenfalls begann er Texte für die Band zu schreiben, half als Fahrer bei Konzerten und mimte auf der Bühne das Gitarrenspiel. Er sagte dazu, er selbst spielte nicht schlecht, aber ganz klar sei James Dean Bradfield ein um Klassen besserer Gitarrenspieler.

Die Manic Street Preachers, wie sie sich noch vor dem ersten Album nannten, begannen ihre Karriere mit provokanten Auftritten, mit denen sie sich offen gegen die damals vorherrschenden Moden und Bands (Madchester, Shoegaze, Acid House, Synthpop etc.) stellten.

„Us against the world“ – Frühe Stilpolitik
Richey James formte maßgeblich die Bandästhetik der frühen Jahre. Ihm verdankten die Manic Street Preachers eine recht einmalige ästhetische Mischung aus The Clash und Guns N' Roses, Texte, die sich an Albert Camus orientierten, und eine Art des gebrochenen Glamours, die der des (später mit ihnen befreundeten) Marilyn Manson ähnlich ist. Sich anlehnend an den Situationisten Guy Debord sah er Stil als einen unmittelbar politischen Ausdruck, er setzte bewusst künstlerischen Stil ein, um damit inhaltliche und gesellschaftliche Aussagen zu treffen. James Dean Bradfield, zu dessen persönlichen Helden Mick Jones (The Clash) und Slash (Guns N' Roses) gehören, unterstützte den Kurs. Die Band proklamierte, dass jede neue Musikergeneration das Erbe der vorhergehenden zerstören sollte, und startete massive öffentliche Angriffe gegen die aktuelle Musikszene. Besonders in Erinnerung blieb das Statement, dass die Band Slowdive hasserfüllter sei als Adolf Hitler.

Nicky Wire beschreibt 2003 in einem Interview mit dem Daily Telegraph das damalige Bandgefüge: Wir standen und stehen einander persönlich sehr nah. Wir waren immer eine bizarr gewendete, pervers moralische und grundlegend fehlerhafte Ansammlung von Menschen. Wir dachten, wir vier wären eine Armee, wir hatten sogar ein eigenes 10-Punkte-Manifest aufgeschrieben: keine Freundinnen, keine Drogen, keine Liebeslieder, wir mussten immer Uniformen tragen. Mittlerweile sind wir, glaube ich, bei zwei Punkten angekommen: keine Drogen, wir fassen keine Pharmazeutika an, und ich glaube, wir haben auch nie wirklich ein Liebeslied geschrieben.

„4 Real“ – Erste Erfolge
Die Band fand einen Förderer in dem Journalisten des Melody Makers, Rob Stanley. Er brachte auf seinem kleinen Punklabel Damaged Records vier der Manics-Demos zusammen auf der EP New Art Riot heraus. Die Veröffentlichung sorgte für ein breites Presseecho, sowohl aufgrund seiner musikalischen Qualitäten als auch wegen seiner Angriffe auf andere Musiker. Am 21. Januar 1991 folgte eine Single beim neuen und angesagten Label Heavenly Records: Motown Junk. Die Single zeigte zum einen mit Public Enemy- und The Skids-Samples musikalische Offenheit, zum anderen behielt die Band ihren durch Punk und Metal beeinflussten Rockstil bei. Ebenso setzen sie weiter auf direkten Konfrontationskurs mit der Öffentlichkeit: Unter anderem enthielt der Song die Zeile I laughed when Lennon got shot. Der NME schrieb später über diese Zeit: Sie waren spektakulär gebildete Situationskunst-Terroristen, die die Werte der westlich-kapitalistischen Erwachsenenwelt genug verabscheuten, um zu sagen, bringt euch um, bevor ihr 13 seid. Kurz darauf veröffentlichten sie wieder auf Heavenly mit You Love Us ein deutliches musikalisches Zeichen ihres Selbstbewusstseins. Die Stücke gehören nicht nur noch heute zum Standardprogramm der Band, sondern halfen auch ihrer Plattenfirma, die danach durch Majorlabels finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt bekam.

Auf Anraten ihres Managers Phil Hall zogen die Manics nach London und erspielten sich dort mit Hilfe zahlreicher Live-Auftritte einen festen Publikumsstamm sowie euphorische Kritiken des NME. Bei ihren damaligen Auftritten wurden sie regelmäßig beschimpft und mit diversen Gegenständen beworfen, woraufhin Edwards und James das Publikum beschimpften und kurze, energetische Gigs durchzogen, die an die Ramones erinnerten, eine punkartige Interaktion zwischen Band und Publikum, die seit The Jesus and Mary Chain einige Jahre vorher nicht mehr vorgekommen war.

Unter Anhängern legendär ist das Interview mit dem Journalisten Steve Lamacq des New Musical Express vom 15. Mai 1991, in dem sich Richey James, von Lamacq kritisch befragt, wie ernst es die Band überhaupt nähme, während des Interviews mit einer Rasierklinge ein 4 Real in den Arm schnitt. Die Wunde musste danach mit 17 Stichen genäht werden.

1992 unterzeichneten Columbia Records und die Manics den ersten Plattenvertrag bei einem Majorlabel, bevor auch nur eine Langspielplatte von ihnen erschienen war. Sie selbst wollten zu dieser Zeit ein Album veröffentlichen, das erfolgreicher als Guns N' Roses' Appetite for Destruction war, danach durch die Welt touren und sich anschließend wieder auflösen. Ihr erstes Album Generation Terrorists erbrachte mit Platz 20 der britischen Charts und weltweit verkauften 250.000 Exemplaren zwar einen achtbaren Erfolg, erreichte jedoch bei weitem nicht das gesteckte Ziel, so dass auch der Rest des Plans hinfällig wurde und die Waliser sich zum Weitermachen entschlossen. Im November 2012 wurde Generation Terrorists zum 20. Jubiläum seiner Erstveröffentlichung in verschiedenen Fassungen und mit viel Bonusmaterial neu herausgebracht.

Es folgten Jahre, in denen die Band lernen musste, mit ihrem raschen Erfolg umzugehen; sie selbst bezeichnen dies im Nachhinein als schlechtesten Abschnitt der Bandgeschichte. Das Album Gold Against the Soul war nach ihrer Meinung unfokussiert und zeigte eine Tendenz zur Beliebigkeit. Die Band trat gar als Vorband von Bon Jovi auf. Die Bilderstürmer selbst waren plötzlich Teil der Musikindustrie geworden, ohne sich sicher zu sein, wie sie mit ihrer neuen Rolle umgehen sollten. Dennoch enthält das Album einige Lieder, die sich auch heute noch bei den Fans großer Beliebtheit erfreuen, etwa die beiden Singles La Tristesse Durera oder From Despair to Where.

Einen schweren Schlag erlitt die Band, als Manager und Freund Phil Hall 1993 seinem Krebsleiden erlag; Richey James' persönliche Probleme nahmen erheblich zu.

The Holy Bible
Das 1994 veröffentlichte Studioalbum The Holy Bible gilt vielen älteren Fans bis heute als das Referenzwerk der Band. Nach einer Phase, in der die Band nach eigenen Aussagen eine inhaltliche und stilistische Linie zu verlieren drohte, besann sie sich hier auf einen kompromisslosen und dunklen Stil.

Das öffentliche Auftreten der Band zu dieser Zeit war von militärischen Outfits und einem an den frühen Clash oder dem Film Apocalypse Now angelehnten Stil geprägt. Bei allen Videoveröffentlichungen trugen die Band-Mitglieder Army- oder Navy-Uniformen; nach einem Auftritt bei der Sendung Top of the Pops gingen beim Sender rekordverdächtige 250.000 Protestschreiben ein, da Bradfield während des Gigs eine Sturmhaube im IRA-Stil trug. Zum Album erfolgte eine Europatour mit Suede und Therapy?, die mit einem Konzert in London endete, bei dem die Manics Ausrüstung im Wert von ungefähr 10.000 Pfund auf der Bühne zerschlugen und Wire kommentierte: Wir werden nie wieder so gut sein wie heute.

The Holy Bible war das letzte Album, das unter Mitwirkung von Richey James entstand; er hatte bei ihm größeren Anteil als bei den vorherigen Veröffentlichungen. Nicky Wire sagte Jahre später in einem Interview: Es ist die Richtung, in die Richey uns gehen lassen wollte, sehr aggressiv und automated, nicht dass er musikalisch einen Plan gehabt hätte. Ende 2004 erfolgte ein überarbeiteter und um zahlreiche Bonusmaterialien angereicherter Release des Albums auf DVD.

Das Verschwinden von Richey James Edwards
Das einschneidendste Erlebnis der Bandgeschichte war das Verschwinden von Richey James Edwards am 1. Februar 1995. Im öffentlichen Auftreten der Band fungierte er bisher als der dominierende Part, das ‚Sprachrohr‘ der Band. Danach wurden sämtliche Aktivitäten, die mit den Manic Street Preachers zu tun hatten, für ein halbes Jahr eingestellt. Die übrigen Mitglieder überlegten, die Band ganz aufzulösen, machten aber letztlich mit dem Segen von Richeys Familie weiter, da sie sich darauf einigten, dass diese Entscheidung im Sinne von Edwards sein würde und er bei gleichbleibendem Erfolg irgendwann vielleicht wieder zurückkehren würde.

Richey war schon in seiner Jugend durch exzessives Verhalten aufgefallen, im Alter von 13 schrieb er bei einem Schulprojekt über William Shakespeare einen 859-seitigen Text, allein um sich zu beschäftigen. Richey hatte bereits vorher depressive Schübe und neigte zur Autoaggression, indem er sich selbst Schnitte zufügte oder brennende Zigaretten auf seinem Körper ausdrückte. Seine Alkohol- und Drogenprobleme waren allgemein bekannt. Zahlreiche seiner Helden wie Sylvia Plath, Kurt Cobain oder Ian Curtis begingen früh Suizid oder zogen sich vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück (J. D. Salinger).

1994 zeigte Edwards bei einem Konzert in Bangkok die massiven Selbstverletzungen, die er sich mit einem Messer an der Brust beigebracht hatte. Kurz nach der Veröffentlichung von The Holy Bible willigte er ein, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben. Er verbrachte zehn Wochen in Therapie, erst in einem Krankenhaus des National Health Service, danach in einer Privatklinik ('The Priory' in London), und erklärte später, er habe sich wegen Alkoholismus, Anorexia nervosa und Selbstverletzungen in eine Therapie begeben.

In seinem letzten Interview im Januar 1995 trug er einen gestreiften Pyjama und hatte seinen Kopf vollkommen kahl geschoren. Er sprach mit Midori Tsukagoshi vom japanischen Magazin Music Life sowohl von seiner neuen Nüchternheit, als auch davon, dass er nie in der Lage gewesen sei, eine Liebesbeziehung als Erwachsener aufrechtzuerhalten, und davon, dass sein geliebter Hund Snoopy kürzlich im Alter von 17 Jahren gestorben sei.

Am 1. Februar 1995, dem Tag, bevor die Band zu einer großen US-Tour aufbrechen sollte, wurde der zu diesem Zeitpunkt nur noch 90 Pfund (etwa 41 kg) wiegende Edwards zuletzt gesehen. Nachdem er um 7 Uhr morgens das Londoner Embassy-Hotel verließ, ist er in der Öffentlichkeit spurlos verschwunden. Später wurden sein Pass, Kreditkarten, eine Quittung über die Mautgebühr der Severn-Bridge vom gleichen Tag und sein Prozac in seiner Wohnung in Cardiff gefunden, in der er anscheinend noch nach seinem Verschwinden war. Sein Auto, ein Vauxhall Cavalier, wurde später in der Nähe der Severn Bridge über den Severn in Wales an einer Raststation entdeckt – eine Stelle, die traditionell als Übergang von England nach Wales angesehen wird, jedoch auch für ihre zahlreichen Selbstmörder berüchtigt ist. Obwohl Verwandte, Freunde und Fans anfangs noch Hoffnung aus der Tatsache schöpften, dass Edwards zwei Wochen vor seinem Verschwinden 2000 Pfund in einzelnen Tagessätzen von der Bank abgehoben hatte – genug, um sich längere Zeit in der Fremde über Wasser zu halten – fehlt von ihm selbst seither jede Spur. Zahlreiche Fans behaupten, ihn überraschend an dem einen oder anderen Ort gesehen zu haben, wie zum Beispiel auf Fuerteventura oder Goa in Indien. Die Sichtungen verteilen sich zwar über fast die ganze Welt, allerdings führte keine zu einem konkreten Anhaltspunkt.

Am 1. Februar 2002 wurde es nach britischem Recht möglich, ihn für tot erklären zu lassen; seine Eltern verweigerten dies bis zum 23. November 2008, als er für „vermutlich tot“ (presumed dead) erklärt wurde. Die Band weigerte sich jahrelang, öffentlich über das Ereignis zu reden. Erst nach der längeren kreativen Pause nach dem Jahr 2000 scheint sich dies langsam zu ändern. Die übrigen Bandmitglieder erwähnen ihn wieder in der Öffentlichkeit, das 2004er-Album Lifeblood enthält mit Cardiff Afterlife einen Song, der sich explizit mit ihm auseinandersetzt. 2009 erschien Journal for Plague Lovers, das neunte Album, welches ausschließlich Texte von Richey James Edwards beinhaltet.

„A Design for Life“ – Mainstream-Erfolge
Nach einer längeren Pause nahm die Band in der Normandie eine neue Platte auf. Während auf Everything Must Go noch ein größerer Teil der Texte von James stammte, war sie musikalisch offener und einfacher zugänglich, so dass die Band auch Zuhörer außerhalb ihres festen Fan-Kreises erreichen konnte. Für das Album, das von allen Alben die besten Kritiker-Besprechungen bekam, und innerhalb Großbritanniens reihenweise Preise einsammelte, erhielt die Band eine doppelte Platinschallplatte, der Song A Design for Life wurde der weltweit bestverkaufte Manics-Hit bis dato.

Der Trend setzte sich fort: This Is My Truth Tell Me Yours brachte nicht nur die ersten Nummer-eins-Hits in Großbritannien, sondern auch internationale Bekanntheit. Die Band spielte 1998 eine ausverkaufte Tour in Großbritannien, die in drei Konzerten in der ausverkauften Cardiff Arena endete. Anfang 1999 tourten sie in (Kontinental-)Europa, Japan und Australien, später waren sie Headliner beim Glastonbury Festival und spielten das erste Mal seit 1996 Konzerte in den USA, die in einer Mischung aus Chaos, Kontrovers...

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