J-rock #6 | de

J-Rock

J-Rock (jap. ジェイロック jeirokku), als Kurzform für Japanese Rock Music oder Japan Rock benutzt, ist die in Japan übliche Bezeichnung für einheimische Rockmusik.

Außerhalb Asiens wird unter den Abkürzungen J-Rock und J-Pop in den meisten Fällen alles zusammengefasst, was an moderner japanischer Musik Europa und Amerika erreicht.
Die Japaner selbst unterscheiden aber nicht unbedingt nach diesen Begriffen, da diese eher westlich geprägt und festgelegt sind. Das Klangrepertoire vieler japanischer Bands umfasst im Vergleich zu europäischen oder amerikanischen häufig mehrere Stile. Angefangen bei Balladen, über Pop-, Rock- und Metal-Elemente bis hin zu klassischer Musik kommen zahlreiche weitere Komponenten zum Einsatz, die von Album zu Album, wenn nicht sogar von Lied zu Lied alternieren und eine eindeutige Stildefinition nahezu unmöglich machen. Nicht selten werden sogar verschiedene Stilrichtungen in einem Lied vereint.
Dennoch lassen sich viele Bands zumindest auf der Grundlage des allgemeinen Verständnisses für Rock- und Popmusik den Rubriken J-Pop oder J-Rock zuordnen. Oft hat J-Rock Shred-Elemente mit vielen komplizierten, hohen und schnellen Gitarrensoli.

Geschichte:

Neben der traditionellen Enka-Musik, Schlager-Balladen, die seit der späten Meiji-Zeit (spätes 19. Jahrhundert) populär sind, entwickelte sich unter Einfluss westlicher Musikgruppen die moderne japanische Musik Kayōkyoku. Dieser Begriff dient als Oberbegriff für heutige Musikrichtungen in Japan.
Die Entwicklung der japanischen Rockmusik geht neben Einflüssen bedeutender internationaler Musiker wie Bob Dylan, Jimi Hendrix, den Beatles, den Rolling Stones oder Led Zeppelin vor allem auf die Einführung des Psychedelic Rock in den 1960ern durch amerikanische und britische Bands in Japan zurück. Dort wurde er aufgegriffen und in eine andere Richtung weiterentwickelt, da japanische Musiker wie Kosugi Takehisa, Haino Keiji oder Nanjo Asahito im Gegensatz zum häufigen Drogenkonsum der westlichen Interpreten drogenfrei sein wollten.
Am Anfang der japanischen Musik stand das Imitieren der Musik ihrer westlichen Vorbilder. Es bildeten sich Gruppen wie The Golden Cups, The Tempters, The Mops, The Dynamites und Jacks, deren Songs Karappo No Sekai und Marianne die ersten Veröffentlichungen des psychedelischen Rocks in Japan waren. Genauso wie in den USA und Großbritannien war die Musik mit Studentenbewegungen verbunden, Vorreiter-Band waren dabei Les Rallizes Denudés und Taj Mahal Travellers sowie Lost Aaraaff.
In den 70er Jahren differenzierte sich die Musikszene immer mehr. Magical Power Mako war die bekannteste Interpretin des Folk Rock, berühmt wurden die Songwriter Tomokawa Kazuki und Mikami Kan. Auch radikalere Musikrichtungen wie der Progressive Rock waren mit den Bands After Dinner, YB02, Kenso und Koenji Hyakkei auf dem Vormarsch.
Seit Anfang der 1980er entstanden in Japan nach und nach auch andere Musikrichtungen, die sich an ihren westlichen Vorbildern orientieren, wie Japanoise mit Projekten wie Merzbow und Hijokaidan oder Gothic Rock, mit Gruppen wie Phaidia, Gara und Nubile, sowie der japanische Alternative Rock.
Parallel zur sich weiterhin vergrößernden Rockszene entstand in den 80ern ein eigener japanischer Stil, der nach dem Motto Psychedelic Violence - Crime of Visual Shock der Band X (später X Japan), die diesen Stil populär machte, später als Visual Kei bezeichnet wurde. Visual Kei bezeichnet keinen eigenen Musikstil, sondern die Einbindung von Musik in einem ästhetischen Gesamtkonzept, das sich hauptsächlich in der Optik und Bühnenshow, aber auch in den Texten, Plakaten und Covers etc. widerspiegelt. Unter diesem Begriff werden daher Bands vieler Musikrichtungen zusammengefasst, wobei jedoch der Hauptanteil bei den harten und alternativen Stilen liegt. Merkmal der Visual Kei Bands ist, dass sie optisch als auch musikalisch sehr experimentierfreudig sind, viele Musikrichtungen miteinander vermischen und nicht selten traditionelle japanische Einflüsse einbeziehen. Dieser Stil ist seit seinem Entstehen ständigen Änderungen unterworfen. Waren die ersten Bands wie X oder Luna Sea in ihren Anfängen musikalisch noch sehr am Hardrock orientiert, kreierten spätere Bands wie Malice Mizer, Due le quartz, Psycho le Cému, Lareine oder Madeth gray'll eine fülle neuen Sounds. Ihnen blieb internationale Aufmerksamkeit jedoch verwehrt, erst die neueren Bands wie Dir en grey, D'espairsRay, The Gazette, Mucc oder Künstler wie Miyavi schafften es nach Europa und Amerika.
Die einheimische japanische Musikproduktion steht seit ihrem Entstehen immer in starker Konkurrenz zu internationalen Stars, die auch in Japan sehr beliebt sind. Trotzdem ist die japanische Rockszene unaufhaltsam gewachsen und es gibt eine Fülle an Sängern, Sängerinnen und Bands, die kaum überschaubar ist. Zu den erfolgreichsten gehörten oder gehören beispielsweise Chage & Aska, Glay, L'Arc~en~Ciel, Asian Kung-Fu Generation, Pierrot, Shiina Ringo und Buck-Tick. Außerdem kristallisierten sich im Visual Kei verschiedene Richtungen wie Oshare Kei oder Angura Kei heraus.
Mit den Möglichkeiten des Internets und der zunehmenden weltweiten Vermarktung japanischer Artikel der Populärkultur wie Manga (japanische Comics) und Anime in den 90er Jahren, haben vor allem seit der Jahrtausendwende japanische Stars erstmals geschafft, sich einen Namen in Europa und Amerika zu machen. Zunächst als Geheimtipps unter Manga- und Anime-Fans, traten Band vor allem des Visual Kei-Stils auf Fan-Treffen auf. Die Band Tokyo Ska Paradise Orchestra trat als erste japanische Band seit langem im August 2004 in Europa auf. Die Indie-Band Blood machte den Anfang im September 2004 in Deutschland. Es folgten Konzerte von D'espairsRay und der erfolgreichsten japanischen Visual Kei- bzw. Rockband Dir en grey. Seitdem wird Europa konstant von Bands aus Asien besucht, was zunehmend die Aufmerksamkeit der Medien mit sich bringt. Auch die USA sind ein zunehmend offener Markt, dort spielten namhafte Bands wie Dir en grey und L'Arc~en~Ciel.

Vermarktung:

In den 60er Jahren bestand das größte Problem einheimischer Künstler in den international nicht konkurrenzfähigen Produktionspreisen. Westliche Unternehmen konnten CDs so billig produzieren, dass Herstellung, Verschiffung, Zoll und der Verdienst der Zwischenhändler immer noch unter dem japanischen Grundpreis für die Silberlinge lagen. Die Lage der Japaner besserte sich erst, als die Musikindustrie Maßnahmen ergriff.

Texte:

Die Texte der Lieder sind so vielfältig wie die Stilrichtungen. Häufig sind Songs die Texte sehr poetisch oder sogar dem Muster traditioneller japanischer Poesie (Haiku) nachempfunden (z.B. Silbenzahl 7;5). Oft kann man natürlich Liebessongs und unverblümte Lieder über Sex, wie das Lied "Vanilla" von Gackt, finden. Viele Sänger nehmen dabei kein Blatt vor den Mund und kreieren sehr eindeutige Bilder. Andererseits gibt es auch sehr unsinnige und komische Texte.
Auffällig ist, dass die meisten Liedtexte vom jeweiligen Sänger der Band geschrieben werden, der es sozusagen als seine Aufgabe oder sein Privileg ansieht, diese Rolle in der Gruppe zu übernehmen, auch wenn ein anderer die Musik komponiert hat. Zudem reimen sich die Zeilen der Lieder vergleichsweise selten, was sich auf die japanische Lyriktradition zurückführen lässt, in der Reime nicht üblich waren.
Es gibt, wie auch in der modernen japanischen Sprache selbst, kaum Texte, die nicht von Fremdsprachen beeinflusst sind. Der größte Einfluss kommt vom Englischen, mitunter fließen jedoch auch deutsche, französische, manchmal russische Worte oder Satzfetzen in die Lieder ein. Meist handelt es sich dabei nur um Phrasen oder Worte. Viele Lieder tragen fremdsprachige oder in Teilen fremdsprachige Titel, selbst wenn sie komplett in Japanisch gehalten sind. Lieder, die komplett in einer Fremdsprache gesungen werden, sind eher selten. Dies mag auch mit den zuweilen recht schlechten Fremdsprachenkenntnissen der Textschreiber oder Sänger zusammenhängen. Von englischsprachigen Fans wird dieses oft schwer verständliche Englisch auch "Engrish" genannt. Eine der wenigen Ausnahmen bildet da Ellegarden, eine Band, welche sich mit ihren oft vollständig in fast akzentfreien Englisch gesungenen Texten stark von der Masse abhebt und vor allem in den USA viele Anhänger gefunden hat.

Verkauf und Fangemeinde:

J-Rock-Musiker sind ein alltäglicher Anblick in der japanischen Medienwelt. Das Ausmaß erreicht vielleicht nicht das des J-Pops, aber dennoch kennt die Vermarktung der Künstler immer noch eine für die westliche Welt unerreichte Dimension.
Besonders unter Fans des Visual Kei findet sich ein Phänomen namens Cosplay. Der Name setzt sich aus "Costume" (engl. für Kostüm) und "Play" (engl. für Spiel) zusammen. An bestimmten Orten in großen Städten, zu Auftritten der Künstler und auf Fantreffen kostümiert man sich möglichst naturgetreu nach dem Vorbild seiner Idole – je komplizierter das Kostüm, desto besser. Manche Künstler sind bereits dazu übergegangen, ihre Kostüme so detailliert zu gestalten, dass eine perfekte Imitation unmöglich ist.

Bekannte J-Rock-Gruppen/-Sänger:

Asian Kung-Fu Generation
B'z
B-Dash
Boøwy
Buck-Tick
COBRA
Dir en grey
Electric Eel Shock
Gackt
Glay
Girugämesh
Guitar Wolf
hide
Hyde
Kana
L'Arc~en~Ciel
Luna Sea
Maximum The Hormone
Metronome
Pierrot
Polysics
Shiina Ringo
Shonen Knife
the 5.6.7.8's
The Back Horn
The Black Mages
The Blue Hearts
The Gazette
The High-Lows
Triceratops
Yoshiki Hayashi
X Japan
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