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Chicago House (vereinzelt auch Classic House genannt) ist die Ur-Form der heutigen House Music.

Ende der 1970er Jahre legte der DJ Frankie Knuckles Discoklassiker - besonders beliebt waren damals Platten des New Yorker Salsoul-Labels - und Euro-Importe im Chicagoer Szeneclub Warehouse auf. Zu dieser Zeit war der kommerzielle Ausverkauf von Disco so gut wie vorbei und die Discomusik kehrte wieder zu ihren Ursprüngen in den Untergrund zurück. Das 1977 eröffnete Warehouse war damals einer der wenigen Clubs in Chicago. Es war ein heruntergekommener Club´für Homosexuelle, der jedoch ein gutes Soundsystem vorzuweisen hatte. Als Frankie Knuckles das Auflegen ordinärer Discomusik zu langweilig wurde, begann er sie mit Soul - vornehmlich Philly-Soul -, P-Funk und elektronischer Musik aus Europa wie etwa von Kraftwerk zu phantasievollen und ausufernden Collagen zu vermischen. Von nun an begannen immer mehr schwarze DJs, Soul- und Funkstücke mit Kraftwerk-infizierten Dancebeats aufzufrischen.

In den Plattenläden sprach das Publikum bald nur noch von "that sound they play down the house" (zu deutsch: "dem Klang, der unten im Haus gespielt wird"). So erhielt die neue Musik endgültig ihren Namen und der Ur-House erblickte das Licht der Welt.

Die Entwicklung des Chicago House war nun besonders von technischen Innovationen auf der Basis von einfachen Basslines und einem "four-to-the-floor"-Rhythmus geprägt. Äußerst charakteristisch sind die sehr häufig eingesetzten Piano-Loops. Bereits 1981 gründete sich die "DJ Vereinigung" Hot Mix 5, woraus 1987 auch ein gleichnamiges Label entstand.

Von Anfang an war die Chicagoer Produzenten- und Label-Landschaft geprägt durch Neid und Missgunst. Besonders stark nach außen getragen wurde dies bei den wohl bekanntesten Labels DJ International und Trax Records. So kam Auf Trax Records die Platte Hey Rocky! von Boris Badenough heraus, die als Diss von Rocky Jones, dem Gründer und damaligen Eigner von DJ International galt. Gemixt wurde die Platte von Frankie Knuckles, der wiederum auch einen schlechten Ruf erhielt, nachdem er verschiedene Stücke, die er mit Jamie Principle aufnahm, hinter dessen Rücken zeitgleich an Trax Records UND DJ International verkaufte. Jamie nahm daraufhin den Track "Knucklehead" auf, und Frankie Knuckles verließ Chicago. Des Weiteren wurden auch Stücke von Produzenten an Djs verkauft, damit diese sie in ihrem Namen veröffentlichen konnten und dadurch an begehrte DJ Bookings kamen. Daß man mit "Dj Jobs" gerade in Europa viel Geld verdienen konnte, konnte die Chicagoer Szene anfangs am Beispiel von Marshall Jefferson sehen, der kein DJ war, aber unbedingt von einem englischen Club gebucht werden sollte. Er machte ihnen Anfangs klar, er sei kein DJ, aber nachdem man ihm 1000GBP geboten hatte, änderte er schnell seine Meinung und wurde DJ.


Von Anfang an gab es im Chicago House die Differenzierung Zwischen "Tracks" und "Songs". "Tracks" waren die roheren, meist rein auf Rhythmik basierenden Stücke wie beispielsweise "Time To Jack" von Chip E.. "Songs" hingegen wurden die Stücke genannt, die sich im Aufbau am klassischen Song writing orientieren wie zum Beipspiel "Love Can't Turn Around" von Farley "Jackmaster" Funk & Jesse Saunders.

Als sich gegen Ende der 1980er immer mehr neue Housestile wie zum Beipspiel Garage House und Acid House herausbildeten, sprach man bald nur noch von House Music. Der Begriff Chicago House wird aber heute noch gern verwendet, um den ersten Housestil von neueren Entwicklungen abzugrenzen. .