Deep Purple | de

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Deep Purple [ˌdiːpˈpɜːpl̩] ist eine im April 1968 gegründete englische Rockband. Mit ihrem Stil, der vom Klang der Hammond-Orgel, markanten Gitarrenriffs, Improvisation, treibender Rhythmusarbeit und markantem Gesang geprägt ist, zählt sie zu den ersten und einflussreichsten Vertretern des Hard Rock und des aufkeimenden Heavy Metal. Das Guinness-Buch der Rekorde verzeichnete Deep Purple 1975 dank ihrer 10.000 Watt starken Marshall-PA-Anlage, die bis zu 117 dB erreichte, als „lauteste Popgruppe der Welt“ (Loudest Pop Group). Deep Purple gehört mit über 130 Millionen verkauften Alben – nach manchen Schätzungen sind es 150 Millionen – zu den weltweit kommerziell erfolgreichsten Rockbands.

Im Verlauf der von zahlreichen Besetzungswechseln geprägten Bandgeschichte erfolgten dabei auch musikalische Neuausrichtungen. Im Frühwerk der Band stehen Psychedelic Rock, Progressive Rock und Blues Rock (Hush) neben Annäherungsversuchen zwischen Rockmusik und Klassik (Concerto for Group and Orchestra, April). Stilprägenden Einfluss hinterließen dann jedoch vor allem die klassische Mark-II-Besetzung der 1970er Jahre, deren Schaffen stilbildende Alben wie Deep Purple in Rock, Machine Head und Made in Japan und prägnante Hard-Rock-Songs mit eingängigen Riffs wie Black Night, Smoke on the Water und Highway Star einschließt, aber auch von besonderer Improvisationsfreude geprägt ist. Diese äußert sich einerseits in Titeln von ungewöhnlich langer Spieldauer wie Child in Time, andererseits bei den Live-Darbietungen der Songs, wie Space Truckin', die gegenüber den Studioversionen wesentlich in ihrer Länge ausgedehnt wurden. Die Band zählte von Anfang an zu den bekanntesten und am meist tourenden Liveacts der Rockgeschichte. Deep Purple, und hier vor allem der Gitarrist Ritchie Blackmore, gelten auch als Begründer des Genres Neoklassischer Metal.

Deep Purple lösten sich nach zahlreichen Querelen 1976 auf. Ihre Mitglieder formierten Nachfolgebands wie Rainbow, Whitesnake und Gillan, in denen ihre Musik ein musikalisches Erbe fand. Die Besetzungen seit der Wiedervereinigung von 1984 orientieren sich musikalisch an dieser erfolgreichsten Phase der Band, wenn auch seit den frühen 1990er Jahren verstärkt unter Hinzunahme poppiger Elemente.

2016 wurde Deep Purple mit den ersten drei Bandbesetzungen - Mark I, Mark II sowie Mark III - in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen.

Bandgeschichte
Die Bandgeschichte war von häufigem Personalwechsel geprägt, sodass sie in den bisher knapp fünfzig aktiven Jahren zumeist nur wenige Jahre aus denselben Mitgliedern bestand. Die verschiedenen Besetzungen werden häufig mit der vorangestellten englischen Bezeichnung „Mark“ (Mk) durchnummeriert.

Gründung
Deep Purple entstand, als die Londoner Geschäftsleute Tony Edwards und John Coletta 1967 beschlossen, in eine Rockband zu investieren, und Jon Lord mit der Gründung einer Rockgruppe beauftragten. Aus der Band „Roundabout“, die sich damals aus Ritchie Blackmore, Jon Lord von den „Flowerpot Men“, dem Ex-„Searchers“-Schlagzeuger und Sänger Chris Curtis (Gesang), Dave Curtiss (Bass) und Bobby Woodman (Schlagzeug) zusammensetzte, bildete sich im April 1968 nach dem Ausscheiden von Curtis, Woodman und Curtiss, Deep Purple. Die Besetzung war vorher durch Rod Evans (Gesang), Ian Paice (Schlagzeug) (beide Ex-„The Maze“) sowie Nick Simper (Bass) vervollständigt worden. Auf den neuen Namen „Deep Purple“ kam die Band nach einer kurzen Tour durch Skandinavien. Der Name lässt sich zwar aus dem Englischen als „tiefes Purpur“ übersetzen und gilt dort als Slangbegriff für LSD, tatsächlich bezieht sich der Name jedoch auf den Swing-Song Deep Purple („When the Deep Purple Falls…“) von Peter DeRose, der als Jazz-Standard gilt und unter anderem durch die Interpretation von Artie Shaw bekannt ist. In einem Interview mit dem New Musical Express im Jahr 1973 brachte Lord zum Ausdruck, dass die Band Deep Purple für ihn von Beginn an kein Vehikel für gesellschaftliche Rebellion, sondern für musikalische Perfektion war.

Erste Erfolge
Das Debütalbum Shades of Deep Purple aus dem Jahr 1968 zeigte eine Mischung verschiedener musikalischer Ansätze, die mit der „typischen Deep-Purple-Musik“ der 1970er Jahre noch wenig Verwandtschaft zeigt. Das Album selbst wurde innerhalb von nur drei Tagen aufgenommen. Der noch an der Popmusik der Beatles orientierte Sound war in seiner „Härte“ für die damalige Zeit teilweise ungewöhnlich. Er wird daher von Kritikern als Grundlage für die Entwicklung des Hard Rocks und späteren Heavy Metals angesehen. Das Album enthält neben eigenen Songs wie Mandrake Root, das lange Zeit die Basis für die ausufernden „Live-Duelle“ der Band war, auch einige Coverversionen, unter anderem Help! von den Beatles, Jimi Hendrix' Hey Joe und das von Joe South geschriebene Hush. Mit Letzterem hatte die Band ihren Durchbruch in den USA und Kanada, wo die Single Platz 4 resp. Platz 2 der Charts erreichte. Am 6. Juli trat die Band im Vorprogramm der Byrds erstmals auf britischem Boden auf.

Noch im gleichen Jahr wurde das zweite Album The Book of Taliesyn veröffentlicht, das teilweise auch Merkmale des Progressive Rock sowie die später oft verwendeten klassischen Zitate aufweist (hier in einer Kurzversion von Beethovens zweitem Satz seiner siebten Sinfonie in Exposition). Ein Beispiel für die Verwendung klassischer Instrumente und Formen ist der Mittelteil von Anthem, in dem ein vierstimmiges Fugato der Streicher erklingt. Das Album beinhaltet neben eigenen Kompositionen Coverversionen von Klassikern wie We Can Work It Out (The Beatles) und Kentucky Woman (Neil Diamond). Kritiker wie die Zeitschrift Disc & Music Echo lobten, obwohl sie auf dem „leicht enttäuschenden Album“ den wirklichen „Kick“ vermissten, den „Sinn der Band für Dynamik sowie die Verbindung instrumentaler Passagen mit bekannten Themen“. Nach der Veröffentlichung tourte Deep Purple als Vorgruppe von Cream, und danach „auf eigene Faust“, durch die USA.

Das dritte, schlicht Deep Purple betitelte Album erschien 1969. Manche Songs, wie das zwölfminütige April, das eine Dreiteilung (Band – Orchester – Band) aufweist, verweisen wieder auf klassische Modelle und Ästhetik. Der Titel war einer der ersten der bald darauf beliebten „Rocksuiten“ von Progressive Rock-Bands wie The Nice, Emerson, Lake & Palmer oder Genesis. Zudem zeigt sich auf diesem Album erstmals auch vermehrt der Hard Rock, durch den die Band zu weltweiter Bekanntheit gelangte. So zum Beispiel in Bird Has Flown oder The Painter. Mit Lalena von Donovan ist auch nur noch eine Coverversion vertreten.

Wechsel zur klassischen Mark-II-Besetzung und wachsende Popularität
Mitte 1969 wurden Evans und Simper auf das Betreiben Blackmores hin durch den Sänger Ian Gillan und den Bassisten Roger Glover ersetzt. Die beiden hatten zuvor schon mehrere Jahre lang in der Band „Episode Six“ zusammen gespielt. Mit der Verpflichtung dieser Musiker entstand die klassische Mk-II-Besetzung.

Zunächst stand für die neue Besetzung primär Jon Lord und seine Musikvorstellungen im Rampenlicht. Der klassisch ausgebildete Musiker hatte ein Werk für Rockband und Orchester geschrieben, Concerto for Group and Orchestra, das gemeinsam mit dem „Royal Philharmonic Orchestra“ in der Royal Albert Hall unter der Leitung von Malcolm Arnold uraufgeführt wurde. Es war einer der ersten Versuche, klassische und Rockmusik zu kombinieren, und die erste Aufführung einer Rockband mit einem kompletten Orchester. Obwohl das Projekt vom Publikum und Teilen der Kritiker wohlwollend aufgenommen wurde, waren einige Bandmitglieder, vor allem Blackmore, damit nicht zufrieden. Unter anderem aufgrund der Angst vor einem Imageverlust der Band wurde beschlossen, einen neuen, musikalisch härteren, Weg einzuschlagen.

Weltweiter Erfolg der Mark-II-Besetzung
Deep Purple in Rock
Das 1970 veröffentlichte Album Deep Purple in Rock kann als ein Wendepunkt in der Geschichte der Band wie auch in der Geschichte der Rockmusik gesehen werden. Das erste auch in Europa erfolgreiche Album bedeutete den weltweiten Durchbruch der Band und fokussierte internationale Aufmerksamkeit, was zahlreiche Goldene Schallplatten und Spitzenchartplatzierungen belegen. In Großbritannien erreichte es die Chartposition vier und verbrachte in Deutschland gar zwölf Wochen auf Platz eins. Das Werk vereint die für die Folgezeit typischen musikalischen Merkmale: Markante Heavy-Metal- und Hard-Rock-Riffs Blackmores, Lords klassische Kadenzen und Figuren, Gillans ekstatischen Gesang sowie die in Titeln wie Speed King, Child in Time und anderen Songs besonders live offen ausgetragene Konkurrenz zwischen Lords Orgel und Blackmores Gitarre. Diese Konkurrenz ist allerdings, häufig in der Form eines Call and Response, musikalisch durchaus fruchtbar. Child in Time ist ein Protestsong gegen den Vietnamkrieg und zählt zu den wohl bekanntesten und wichtigsten Liedern der Rockmusik überhaupt. Werner Faulstich stellt in seinem Buch Die Kultur der siebziger Jahre das Lied Speed King als Paradebeispiel des Hard Rock vor: Das Stück beginnt mit einer instrumentalen Einleitung, in der zwei Kontrahenten vorgestellt werden: eine wilde Rockgitarre und ein sanfte Orgel. Zwei Grundlinien und ihr Kontrast deuten sich somit an, von denen die gesamte Rockmusik der siebziger Jahre geprägt war: hart versus weich. Die harten Rockriffs von Blackmore haben sich nun definitiv durchgesetzt. Die klassischen Elemente erscheinen zunehmend als notfalls auch verzichtbare Zutat einer primär Hard-Rock-orientierten Musik. Auf der sicheren Basis von Paice und Glover entwickelte sich der Stil zu einer sehr rhythmusbetonten, geradlinigen Musik weiter. Das im Anschluss an das Album produzierte Lied Black Night wurde die erfolgreichste Single der Band seit Hush. Black Night gelangte auf Platz 2 der britischen Charts und als bisher einziges Lied von Deep Purple auf Platz 1 europäischer Single-Charts (in der Schweiz für vier Wochen im Herbst 1970).

Fireball
1971 gründeten die Musiker ihr eigenes Platten-Label Purple Records. Das im Vergleich zum Vorgänger experimentellere, progressivere 71-er Album Fireball mit den Klassikern Fireball und The Mule sowie der Hitsingle Strange Kind of Woman erhöhte die musikalische Reputation und Popularität der Band. Es war das erste Deep-Purple-Album, das die Nummer-eins-Position der britischen Album Charts erreichte, und das erste von bisher insgesamt acht Nummer-eins-Studioalben der Band. Fireball erhielt in einigen Ländern Gold-Status und war vorwiegend auf dem 1. Platz oder auf den folgenden Rängen der internationalen Albumcharts zu finden. Die Single Fireball hatte ein schnelles, treibendes Tempo, das bei seiner Veröffentlichung im Jahre 1971 noch nahezu unbekannt war. Aufgrund dieses Stils und des Patterns von Ian Paices Schlagzeug gilt Fireball gleichwohl als Vorläufer des Speed Metal und als Vorbild für Heavy Metal-Bands wie Judas Priest, Motörhead und Metallica.

Machine Head
1972 erschien Deep Purples meistverkauftes Studioalbum Machine Head, das mit Fireball und Deep Purple in Rock zu den bedeutendsten Deep-Purple-Alben zählt, sowie neben Led Zeppelins Led Zeppelin IV und Black Sabbaths Paranoid als „Holy Trinity“ (Dreifaltigkeit) des Hardrock bezeichnet wird. Machine Head beinhaltet die noch heute live gespielten Titel Highway Star, Smoke on the Water, Lazy, Space Truckin' und die Single-B-Seite When a Blind Man Cries, die immer mehr von Blackmores Gitarrenspiel beeinflusst wurden. Das Album erreichte in zahlreichen Ländern Gold-, Platin- bzw. Doppel-Platin-Status und in neun Ländern die Position eins der Charts. Es beinhaltet mit Highway Star einen der ersten und wichtigsten Wegbereiter des Heavy Metal und Speed Metal und mit dem Welthit Smoke on the Water den wohl bekanntesten aller von Deep Purple geschriebenen Songs. Die Singleauskopplung ist mit über 12 Millionen verkauften Tonträgern die meistverkaufte der Bandgeschichte und zählt zu den bekanntesten Rocksongs überhaupt. Smoke on the Water wurde in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen, und ist laut einer US-amerikanischen Umfrage das bekannteste Lied nach deren Nationalhymne.

Am 30. Juni 1972 spielte Deep Purple im Rahmen ihrer Machine Head Tour im Rainbow Theatre von London, wo die Band einen Lautstärkeweltrekord mit 117 dB aufstellte, der ihr 1975 einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde als „lauteste Popgruppe der Welt“ einbrachte.

Made in Japan
Auf dem kurze Zeit nach Machine Head erschienen Doppel-Live-Album Made in Japan stellte die Band Spielfreude, instrumentale Raserei und Improvisationsvermögen in gegenüber den Studiotiteln teilweise doppelt so langen Versionen eindrucksvoll unter Beweis. Das Album wird von vielen Fans und Kritikern als bestes Album der Band und als Meilenstein in der Geschichte des Hard Rocks und des Heavy Metal angesehen, und gilt als eines der populärsten und meistverkauften Livealben der Musikgeschichte. Made in Japan erreichte in zahlreichen Ländern Platin- bzw. Doppel-Platin-Status.

Erfolgreichste Band der Welt, Konflikte und Ende der klassischen Besetzung
Da die Band sehr häufig weltweit auf Tournee war, kam es zu Spannungen und Konflikten zwischen den Musikern. Zu den Aufnahmen von Who Do We Think We Are im Jahre 1973 gingen die Bandmitglieder getrennt ins Studio. Zunächst hieß es, man wolle die Band komplett auflösen, später wurden nur Ian Gillan und Roger Glover, vermutlich vor allem wegen der Differenzen mit Ritchie Blackmore, ausgetauscht. Das letzte in der klassischen Mark-II-Besetzung eingespielte Album, das allgemein „bluesiger“ als seine Vorgänger war, hatte trotz des Hits Woman from Tokyo und weltweiter Spitzenpositionen in den Albumcharts erstmals rückläufige Verkaufszahlen und wurde von Kritikern weniger positiv als die vorangegangenen Alben bewertet. Trotzdem wurde Deep Purple im selben Jahr dank ihren Alben Machine Head, Made in Japan und Who Do We Think We Are der am meisten verkaufte Musikact in den Vereinigten Staaten. Zudem konnte die Band das Jahr 1973 mit den meisten Plattenverkäufen weltweit abschließen.

Die Coverdale-Ära
Nachdem die Verpflichtung des Bad Company-Sängers Paul Rodgers scheiterte, verpflichtete die Band den damals unbekannten David Coverdale. Als Bassist schloss sich der vormals bei der Band Trapeze aktive Glenn Hughes an, der Coverdale vor allem in den hohen Stimmlagen auch gesanglich unterstützte. Diese Besetzung wurde Mark III genannt.

Burn und California Jam
Die folgende Aufnahme für Burn war, ausgenommen dem „metallischen Titelsong“ Burn, der als einer der Wegbereiter des Speed Metal und Power Metal-Genre gilt, bluesorientierter als ihre Vorgänger. Ein weiteres Highlight neben dem Titelsong ist das oftmals gecoverte Bluesrockstück Mistreated. Um den Verkauf des Albums voranzutreiben wurde Burn in Bezug auf das Musikmagazin Billboard von der Plattenfirma als das Top Album Artists of the Year in the U.S.A. beworben. Nur etwas über einen Monat nach der Veröffentlichung erhielt die Band die Goldene Schallplatte für 500.000 in den USA verkaufte Alben. Nach der Albumveröffentlichung folgte die übliche Promotion-Tournee, wobei der Band im Frühjahr 1974 vor einem Konzert in Birmingham 29 Goldenen Schallplatten überreicht wurden. Bekannt ist ihr Auftritt beim California Jam am 6. April desselben Jahres, dem größten Deep-Purple-Konzert mit etwa 200.000 verkauften Karten, bei dem die Band als Headliner gemeinsam unter anderem mit Emerson, Lake & Palmer und Black Sabbath auftrat. Am Ende der Show, während der Darbietung von Space Truckin' zerstörte Ritchie Blackmore mehrere seiner Gitarren, demolierte eine Fernsehkamera und ließ seine Monitorboxen mit Benzin abbrennen.

Stormbringer und erster Ausstieg Blackmores
Das Ende 1974 erschienene Album Stormbringer ist ausgenommen einiger riffbetonter Rocksongs wie dem Opener Stormbringer und Lady Double Dealer noch soul-, blues- und funkorientierter als Burn, und beinhaltet auch die Ballade Soldier of Fortune. Im Frühjahr 1975 verließ Gitarrist Ritchie Blackmore nach einigen Querelen die musikalische Ausrichtung der Band betreffend Deep Purple, um seine eigene Band Rainbow zu gründen.

Krise und Auflösung
Der Rest der Gruppe tat sich schwer damit, einen geeigneten Ersatz für Blackmore zu finden, da dieser als Gründungsmitglied den Bandstil entscheidend mitgeprägt hatte. Schließlich konnte man sich auf den von Coverdale vorgeschlagenen US-amerikanischen Fusion-Gitarristen Tommy Bolin einigen. Somit wurde die mittlerweile vierte Besetzung der Band, Mark IV, begründet. Bolin hatte zuvor bereits unter anderem bei der James Gang und auf Billy Cobhams Album Spectrum mitgewirkt. Seine Erneuerungsbemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt: Das speziell in Hughes' Bassspiel und Bolins Rhythmusgitarre verstärkt auf Soul- und Funkelemente setzende Album Come Taste the Band erwies sich, gemessen an den Verkaufszahlen der vorherigen Alben, als kommerzieller Flop. Das Album beinhaltet nur wenige Highlights wie die Rockballade You Keep on Moving. Ein Kritiker der Zeitschrift Sounds bezeichnete es als „üblen Verschnitt“. Im Booklet des 1995 neu veröffentlichten Albums Malice in Wonderland von Paice Ashton Lord wird Ian Paice' Erklärung zur Besetzung mit Bolin zitiert, in der er zwar die Zusammenarbeit mit diesem lobt, aber auch auf dessen Heroinabhängigkeit hinweist.

Schwere Drogenprobleme von Hughes und Bolin, aber auch unterschiedliche musikalische Vorstellungen der Mitglieder zerstörten den Zusammenhalt der Band. Coverdale, Lord und Paice lösten daher im März 1976 die Band nach einem letzten Konzert in Liverpool auf. Trotz all der internen Probleme waren Deep Purple bis zu ihrer Auflösung in kommerzieller Hinsicht auf einer Stufe mit den Branchenführern Rolling Stones und Led Zeppelin gestanden.

Die Jahre nach Deep Purple
Ein tragisches Ende fand der Gitarrist Tommy Bolin. Nur wenige Monate nach der Auflösung starb er nach einem Schwächeanfall am 4. Dezember 1976 im Alter von 25 Jahren. Noch am Abend zuvor hatte er ein Konzert im Vorprogramm von Jeff Beck gegeben. Als Todesursache wurde eine Überdosis Heroin in Verbindung mit Alkohol angegeben.

In den folgenden Jahren widmeten sich die Künstler besonders Soloprojekten. Ritchie Blackmore konnte mit seiner Band Rainbow große Erfolge erzielen. Roger Glover arbeitete als Produzent, unter anderem für namhafte Bands wie Judas Priest, Nazareth und Elf. Später veröffentlichte er zwei Soloalben, bevor er sich 1978 ebenfalls Rainbow anschloss. Lord und Paice waren gefragte Live- und Studiomusiker (Gary Moore, Whitesnake, Cozy Powell, Pete York). David Coverdale gründete Whitesnake, wo sich 1978 auch Jon Lord und wenig später Ian Paice einfanden. 2015 gab die Band das Tributealbum The Purple Album, das 15 Songs aus seiner Deep Purple Zeit beinhaltet. Ian Gillan baute zunächst (1975 bis 1978) die Ian Gillan Band auf, die sich am Jazzrock orientierte. 1978 löste er diese Band auf und gründete eine neue Formation die schlicht Gillan hieß, und stilistisch in die Bereiche Hard Rock, Heavy Metal und NWOBHM einzuordnen ist. 1983 schloss sich Gillan kurzzeitig mit geringem Erfolg Black Sabbath an.

Bogus Purple
1980 versuchte der ehemalige Sänger Rod Evans mit einigen unbekannten Musikern unter dem Namen Deep Purple die Band fortzuführen, welches Projekt unter dem Namen Bogus Purple in die Bandhistorie einging. Weil Evans nicht die Namensrechte hatte, erwirkten John Coletta und Tony Edwards durch Warner Bros. eine gerichtliche Verfügung, die es ihm untersagte, unter dem Namen Deep Purple zu firmieren. Daraufhin nannte er die Band New Deep Purple. Nun gaben Coletta und Edwards eine Anzeige in der Los Angeles Times auf: „Beim morgigen Auftritt von Deep Purple in der Long Beach Arena werden folgende Mitglieder nicht dabei sein: Blackmore, Coverdale, Gillan, Glover, Hughes, Lord und Paice.“ Das Projekt löste sich nach einigen Konzerten in den USA, Kanada und Mexiko auf, da es auf harsche Kritik und breite Ablehnung der Fans stieß.

Reunion der Mark-II-...

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