Stefan Goldmann | de

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Stefan Goldmann (* 1. Juni 1978 in Berlin) ist ein Komponist elektronischer und konzeptueller Musik, DJ und Produzent. Als Autor schreibt er für verschiedene Web- und Printmedien.

Stefan Goldmann wuchs in Berlin und Sofia in einer Musikerfamilie auf. Sein Vater war der Komponist und Dirigent Friedrich Goldmann, seine Mutter ist die bulgarische Konzertkritikerin Lina Semowa-Goldmann. Er hatte früh Instrumentalunterricht, interessierte sich für Improvisation und spielte Bassgitarre in verschiedenen Bands. Noch als Schüler trat er erstmals als Drum'n'Bass-DJ auf. Er studierte akustische Kommunikation in Berlin und schrieb seine Magisterarbeit über die Psychoakustik von sich überlagernden Rhythmen. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft, ebenfalls in Berlin, und spezialisierte sich auf Wirtschafts- und Immaterialgüterrecht.

Ab ca. 1999 begann er elektronische Musik zu produzieren, vor allem Techno und House, aber auch elektroakustisch durchkomponierte Werke. Erste Singles, EPs und Remixe erschienen ab 2001 auf Labels in England und den USA. Nach der Insolvenz von Classic Recordings, die die meisten seiner frühen Veröffentlichungen betreuten, veröffentlichte er mit großem Erfolg für die Berliner Labels Perlon und Innervisions. In der Folge begann er verstärkt international sowie insbesondere in der Panorama Bar des Berliner Clubs Berghain als DJ aufzutreten. In Japan arbeitete er mit dem Label Mule Musiq zusammen, das eine DJ-Mix-CD sowie Singles und Remixe veröffentlichte. Für den experimentellen Londoner Radiosender Lektric Forms, der dort als erster im 3G Format sendete, gestaltete er eine mehrteilige Sendung.

2007 gründete Goldmann das Label Macro, das neben seinen eigenen Produktionen eine Auswahl innovativer Künstler präsentiert. Dort erschien sein erstes Album The Transitory State zugleich mit einem Album elektroakustischer Kompositionen, Voices Of The Dead. Ein Werk von letzterem wurde auf dem Syntèse Festival in Bourges aufgeführt und in der Folge als „wichtiges Werk des Festivals“ in die IMEB Phonothek der französischen Nationalbibliothek aufgenommen. Für die Live-Präsentation des Albums entwickelte er den „Elektroakustischen Salon“, der als monatliche Reihe im Berghain fortgeführt wird.

Die Tracks dieser Zeit sind vor allem von individuellen Ansätzen geprägt, die für den clubkulturellen Zusammenhang neuartig waren, diesem aber eng verbunden blieben. So entstanden mit Sleepy Hollow, Lunatic Fringe, Art Of Sorrow oder The Maze Underground-Hits, die gleichzeitig avantgardistisch wirkten und Poll-Platzierungen erzielten. Durch ihren Umgang mit Melodien, Samples und rhythmischen Gestaltungen gelten diese Tracks heute als prägender Einfluss für den sogenannten postminimalen Techno.

Was diese Werke erahnen ließen, begann Goldmann ab 2009 auf breiter angelegte Veröffentlichungen zu übertragen. Der größere Teil seiner Arbeit ist seitdem durch Konzepte geprägt, die sich gleichermaßen auf musikalische Inhalte wie auf produktionstechnische oder medienspezifische Eigenschaften (z.B. durch Nutzung der Endlosrillen von Vinylschallplatten und der Autoreverse-Funktion von Kassettenrekordern) stützen. Dazu gehören u.a. seine Remixe für Igor Stravinsky und Christian Fennesz, die Mix-CD Macrospective, die digitale Compilation Vinylism wie auch das Ballett The Grand Hemiola, dass vom Choreographen Kevin O’day aufgeführt wurde. Seine Aufgabe beschreibt er dabei als das „Auffinden und Schließen von Lücken.“ Einige dieser Arbeiten berühren Techno oft nur noch als fernen Bezug. Auch die vormalige Beschränkung auf elektronische Klangerzeugung ist erweitert worden durch Kollaborationen und Kompositionsaufträge, u.a. mit einem Streichquartett, einem Schlagzeugensemble für Neue Musik oder der Band Elektro Guzzi. Neben seine Auftritte als DJ treten nun verstärkt Auftragswerke für Kulturinstitutionen und Festivals.

Seit 2007 schrieb er Artikel für diverse Medien, insbesondere über Musik und Internet, Kultursoziologie und Musikentwicklung. Internationale Beachtung fand sein Artikel „Everything popular is wrong“ (dt. veröffentlicht als „Alles Populäre ist falsch“), in dem er das „Scheitern der Demokratisierung“ musikalischer Nutzungen im Web 2.0 beschreibt. Seit 2011 verfasst er eine monatliche Kolumne für das Berghain-Programmheft. .

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